Als ich die Ausschreibung zu dieser Weinrally gelesen habe hatte ich sofort einen Gedanken: Bonny Doon. Dieses Kalifornische BioDyn Weingut ist für seine orginellen Etiketten berühmt berüchtigt. Diese werden eigentlich nur noch von Ihren Mailern (Verkaufanschreiben für den Direktvertrieb, bei amerikanischen Qualitäts Winzern üblich) übertroffen. Ein besonders nettes Beispiel ist ein an Dantes Infero angelehntes Schreiben, daß dann auch noch die eigentümliche Untersuchungsmethode der „Sensitive Crystallization“ beschreibt.

Leider haben wir zur Zeit keinen der fraglichen Weine im Keller, jedoch wanderten zwei besonders schöne Exemplare in mein kleines Flaschenmuseum. Diese will ich nun vorstellen.

Als erstes ein Zinfandel dessen Namen bereits ohne das extravagante Etikett unsere Wortwitzfreudigen Herzen höher schlagen läßt.

2003, Bonny Doon, Cardinal Zin, Zinfandel, California


Getrunken haben wir ihn bereits mitte 2006 und umfing unsere Nasen mit Marzipan, Kirsche und Eukalypthusnoten.
Am Gaumen war er damals doch noch recht Tanninstark aber hatte eine überzeugende Frucht mit Brombeer und Kirschnoten. (88)

Als nächsten Gruß aus der Vergangenheit präsentieren wir einen Wein, der wohl eher als Gruß aus der Zukunft geplant war:

2002, Bonny Doon, Le Cigare Volant, Rhone Blend, California

Bereits auf dem Schraubverschluß der – frei übersetzt – Fliegenden Untertasse begrüßeten uns Aliens

Die wollen anscheinend nichts gutes, denn auf dem Etikett sind sie bereits dabei eine Französischen Weinbaugegend – es soll wohl Chateuneuf du Pape sein – anzugreifen.

Getrunken haben wir ihn Ende Dezember aber leider keiner richtige Verkostungsnotiz gemacht.
Er war jedenfalls am ersten tag noch recht verschlossen überaschte jedoch am zweitentag mit einer offen fruchtbetonten Nase und geschmacklich einem gut strukturierten harmonischen Körper. (89)

Um nun doch noch dem eigentlich Anspruch der Aufgabenstellung gerecht zu werden haben wir noch einen dritten Wein zu bieten, der mir letzte Woche – das Thema im Hinterkopf – in einem Frankfurter Weinladen ins Auge sprang.

Wir wechseln den Kontinent und wenden uns nach Portugal. Wir trinken einen:

2005, Quinta do Passadouro, Douro, Portugal

Dieser Wein von der Quinta do Passadouro ist ein Cuvee aus Tinta Roriz (Temperanillo), Touriga Franca und Touriga Nacional.


Aber wir wollten ja über Etiketten reden: Dieses ist erst einmal orginell in der Mitte im Riffelschnitt geteilt. Auf dem Etikett findet sich eines der elegantesten Insekten: Die Gottesanbeterin. Frühere Jahrgänge des Weins zeigten wohl auf einem ähnlich designtem Etikett andere Tierarten.

Der rötlich-purpurne Wein war, als wir Ihn gestern öffneten noch sehr verschlossen. Nur langsam entwickelte sich eine sehr leichte Nase mit dunklen kandierten Kirschen und erdigen Noten. Auch am Gaumen setzte sich dieser sehr verschlossenen erdige Eindruck fort. Zuerst gab es nur ein paar leichte Noten unreifer Himbeere später blickten Kirsch-, Heidelbeer- und Eukalypthusnoten durch.

Heute hatte sich der Wein etwas mehr geöffnet. Die Nase blieb noch immer unaufdringlich doch Geschmacklich war der Wein heute bedeutend runder und Brombeeraromen hatten zusammen mit den Heidelbeeren die Oberhand. Das Tannin war, wenn auch deutlich besser integriert, immer noch sehr stark. Wahrscheinlich haben wir den Wein viel zu früh getrunken und er hat noch potential. Im Moment sehen ich in jedoch bei (88).