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Wenn man ein solch hervorragendes Album findet und es – wie im Fall von Heidi Happy – noch nicht einmal einen Wikipedia Eintrag zum Künstler gibt, dann weiß man, dass man einen unbekannten Diamanten eindeckt hat. Platten wie diese sind die wertvollen „weißen Knollen“ nach denen wir musikalischen Trüffelschweine Woche für Woche die Neuerscheinungen durchwühlen und sie doch so selten finden.
Die Schweizerin Heidi Happy – bürgerlich Priska Zemp – liefert mit Ihrem zweiten Album Flowers, Birds and Home ein beeindruckendes, originelles aber dennoch gänzlich unaufgeregtes Werk ab, das zum nebenbei hören verleitet dazu jedoch eigentlich viel zu schade ist. Begleitet wird sie dabei von einer „Kapelle“ (Band ist irgendwie unpassend) voller Streicher und Bläser. Diese unkonventionelle Besetzung prägt dann auch maßgeblich den Sound des Albums
Bereits das erste Lied Hush bereitet uns auf die grandiosen Klangwerke des Albums. vor Begrüßt wird man vom Klang von Kesselpauken und Vibraphon in das bald Streicher und gedämpfte Bläser mit einer melancholischen Melodie irgendwo zwischen Brahms, Arvo Pärt und Filmmusik einsetzen. Wenn nach stark zwei Minuten Heidis Stimme erklingt und langsam die Melancholie in Fröhlichkeit wandelt erkennt man jedoch, das man hier etwas ungewöhliches im Ohr hat.
Nach dem kurzen Zwischenstück Turn verzaubern uns die sanften Anfangsklänge von Fool die bald in den energischen Tango-Rhythmus des Refrains übergehen, der fast den Ganzen Text des Liedes ausmacht und in seiner Einfachheit die stimmungsgeladene Musik unterstreicht.
Das gefühlvolle I Think I’m in Love ist in seinen Arrangement deutlich weniger exzentrisch. Meist von E-Orgel und Bassgitarre und Backgroundgesang begleitet verzückt dieses sanfte Lied. Doch es fällt nicht gänzlich aus dem Konzept: Zwischendurch ertönt dann doch erst ein Streicher-Satz später sanfter Brass und zum Ende beide zusammen.
Wieder flotter ist dann Fulltime Running, mein persönliches Lieblingsstück des Albums. Geprägt ist es erneut von gedämpften Bläsern und Zupfbass. Für die Percussion sorgen gegen die Instrumente geklopfte Bögen.
Instrumental One geht nur dann als solches durch wenn man wortlosen Gesang als „Instrument“ wertet und trägt immens zum Laid-Back Charakter des Albums bei. Das kurze und ebenfalls instrumentale Zwischenstück Deheree hingegen könnte direkt einer Volksliedadaption aus Aaron Coplands Appalachian Spring entsprungen sein.
Gefolgt wird dieses Zwischenspiel vom ruhigen Spring und dem vom pizzicato der Streicher rhythmisch gestalteten I Understand. Bei Why kehren dann die Vibraphon und E-Orgel Sounds zurück, die sich dann auch im ruhigen I’ve Got Something wiederfinden.
Ungewöhnlich ist dann auch das kurze Zwischenstück Instrumental Two mit originellem Blockflöten Einsatz.
Weiter geht es es mit den ruhigen textlastigen Baladen Home und Push the Door unterbrochen von Take Four mit seinen komplexen Streicherarrangements die ein bisschen an Stravinsky erinnern.
In You and Your Mood geben nochmal die schon fast bajuwarisch anmutenden Bläser den Ton an und Instrumental Three leitet musikalisch augenzwinkernd zum Abschlusstitel O-o-Oh! über.
Flowers, Birds and Home ist ein vielseitiges Album, das sowohl textuell als auch musikalisch an Kreativität wenig wünsche übrig läßt.