Am 4.4. traf sich die Frankfurter Weinrunde zum 3. Mal. Diesmal war das Thema „Bordeaux Blends aus aller Welt“ im Restaurant „La Taverna“ in Frankfurt-Nied.

Die Probe Bestand aus einem Weisweinflight mit je einem Bordeaux und einem Bordeauxblend aus anderen gebieten sowie 4 Rotweinflights mit je einem Bordeaux und zwei Bordeaux Blends aus anderen Anbaugebieten. Die Rotweinflight standen jeweils unter einem Motto.

Verkostet und Bewerter wurde innerhalb der einzelnen Flights einfach Blind. Daß heißt es war bekannt welche Weine im Flight enthalten waren aber nicht welcher sich in welchem Glas befand. Dies machte die sache deutlich spannender und wir lagen mehr als einmal kräftig daneben.

Die Rotweine waren alle 1-2 Stunden vor dem jeweiligen Flight doppelt dekantiert. Außnahmen waren der Leoville Barton, der ungefähr 3,5 Stunden vor dem Flight doppelt dekantiert wurde und der Fleur Cardinal der direkt vor dem einschenken geöffnet und nicht dekantiert wurde wurde.

Vorneweg
Joachim hatte netterweise noch einen weiteren Weiswein mitgebracht, den er ebenfalls Blind anbot. Ich lag mit meinem Tipp reichlich daneben. Da ich noch mit wildem Dekantieren beschäftigt war, ist die VKN etwas spärlich.

2005 Hobby Weingut Schlamberger, Kremser Sandgrube Grüner Veltliner „Grand Crü“, Kremstal, Österreich
In der Nase Mirabelle, Ananas
Am Gaumen Birnensaft und Lychee
Habe auf einen Riesling Spätlese Trocken oder GG vielleicht aus Rheinhessen getippt. Der Erste Grüne Veltliner der mir geschmeckt hat. (89)

Flight 1 Weissweine
Bei den Weisweinen war die Zurodnung recht einfach. Der Australier war frischer, der Bordeaux jedoch komplexer und er konnte im Glas auch noch ziemlich zulegen.

2004 Millbrook Winery – Barking Owl, Western Australia, Semilion / Sauvingon Blanc
Helles Strohgelb
Leichte Petrolaromen in der Nase. Vanille
Am Gaumen mineralisch, Lychee und Birne (88)

1990 Chateau Carbonnieux, Pessac-Leognan
An der Nase zuerst ein leichter Stinker, der jedoch verfliegt.
Am Gaumen breit und mineralisch mit Birne und Zitrone.
Lang im Abgang (90)

Flight 2 Beraten von Michele Rolland
Dieser Flight stand unter dem Stern des Berümten und Umstrittenen Önologen Michele Rolland. Die Zurordnung war hier deutlich schwieriger. Der Flight zwigte jedoch auch, daß das Vorurteil, alle Rolland Weine wären „Einheitsbrei“ definitiv Falsch ist. Überaschend war, daß der Clos de la Siente der Stärkste Wein war. Ihn hatte ich am schwächsten erwartet und er ist nur als „Verlegenheitsflasche“ mit in die Probe gewandert. Wie schön doch Blindproben mit voruteilen aufräumen können!

2006 Clos de la Siete, Argentinien
In der Nase Süßkirsche und kandierte Kirschen
Am Gaumen Brobeer Schlehe und Eukalyptus (88)

2004 Rupert & Rothschild, Cabernet-Merlot Classique, Western Cape, Südafrika
In der Nase Graphit, Minze und Brombeere
Sehr adstringenter am Gaumen mit Bittermandel un Schokolade
Da ich diese Wein recht gut kenne, gehe ich von einer Flaschenabweichung aus, da er normalerweise sehr viel runder ist und keinen so stark herben Charakter hat. So jedoch nur (87)

1999 Chateau Citran, Haut Medoc
In der Nase süßlich nach kandierter Kirsche und Heidelbeere
Am Gaumen ebenfalss kandierte Kirsche und auch Marzipan
Er läßt im Glas schnell nach (86)

Flight 3 1998er
Dieser Flight in dem Wir weine aus ’98 verkosteten war reichlich Kontrovers. Der Charmail wurde zwar eindeutig identifiziert aber – auch hier wieder meines erwartens – von allen als schwächster wein gesehen. Der Xanadu war zwar sehr komplex aber auch sehr polarisierend. Einige sahen ihn über 90 Punkten was ich und auch einige andere trotz gegebener Komplexität nicht nachvollziehen konnten.

1998 Muratie Wine Estate, Private Bin 114, Südafrika
Interessante reife Nase mit Schlehe, unreife Brombeere, Kirsche, Leder und Tabak
Am Gaumen Apfel, Kirsche, Graphit, Cassis, Brombeere mit mittelschwerm Körper (88)

1998 Xanadu Reserve, Australien
In der Nase ein veritabler Stinker aber auch Eukalyptus, Menthol und etwas milchig. Später Liebstöckel Kräutertee/Pfefferminztee
Am Gaumen Fleischbrühe, Kirsche, Brombeere. Später Kirschkompott
Wein verändert sich sehr stark im Glas
Ein sehr interessanter aber auch recht anstrengender Wein. Zwar ausgesprochen komplex und bestimmt nicht 08/15. Für eine hohe Wertung muß für mich ein Wein jedoch auch „lecker“ sein. Dies ist der Xanadu nicht! (87)

1998 Chateau Charmail, Haut-Medoc
Marzipan-Kirsch Nase
Schwere Körper. Am Gaumen adstringent, Kirsche, Schlehe, Paprika
Für sein alter erstaunlich Jung, hat sicherlich noch 2-3 Punkte potential nach oben (86)

Flight 4 Merlot lastige Cuvees
Hier stand der Sieger – der auch stilistisch ob seiner Jugend herausstach – mit dem Fleur Cardinal eindeutig fest, und begeisterte alle. Das Gut wurde übrigens ab 2006 in den „Grand Cru Classe“ Status erhoben. Zurecht finde ich! Der Merican polarisierte wieder. Der Fehlton war eindeutig – wie sehr er den aber sonst recht schönen Wein störte wurde unterschiedlich gesehen. Einige fanden ihn unbewertbar. Gut kam auch der Zwalu an. Dies war wohl der schönste Flight des Abends.

2005 Fleur Cardinale, St.Emillion Grand Cru
Die erste Nase direkt nach dem Einschenken ist unglaublich voll Frucht (Kirsche Cassis) uns springt eingem geradewegs ins Gesicht, sie lässt jedoch schnell nach, bleibt aber immer noch auf einem hohen Nievau. Kirsche Wukalyptus, Cassis Später auch Veilchen
Am gaumen noch sehr Holzbetont aber gut Balanciert mit reichlich Fruchtaromen und sehr langem Abgang.
Viel Potential (92++) WOTN

2003 Neil Ellis and Werner Näkel Zwalu, Südafrika
Würzige Nase mit Oregano und Himbeere. Ein klein bisschen Muffig
Am Gaumen Quitte, Birne, rote Johanisbeere, Karambola. Elegant mit leichtem bis mittlerem Körper (90)

2000 Chaddsford Winery, Merican, Brandyvine Valley, Pennsylvania, USA
dunkles Rubin
In der Nase ein ungewöhnlicher und etwas störender Ton nach Leukoplast. Aber auch Schkolade und Erdbeere
Am Gaumen etwas weich und undefiniert mit Brombeere und schwarzer Johanisbeere. Auch hier leichte Leukoplasttöne aber bei weitem nicht so störend.
Gut Balanciert und langer Abgang.
Wenn der störende Fehlton nicht wäre, ein toller Wein, so aber immer noch sehr ordentlich (88)

Flight 5 2001er
Zuletzt wandten wir uns den 2001ern zu. Die Moulin des Dames entäuschte ein wenig und war wohl noch zu Jung. Genauso wie der Loe Barton, der aber nach einiger Zeit im Glas dann doch sein Potential durscheinen lies. Der Penon de Ifach hatte wiederum – mit Reifetönen aber jugendlicher Struktur – eine ganz eigene Stilistik.

2001 Moulin des Dames, Bergerac
In der Nase Schwarze Johanisbeere und Veilchen
Am Gaumen adstringent, leichte Himbeer und Birnennote.
Der wein läßt im Glas jedoch nach (86)

2001 Leoville Barton, St. Julien
Nasenbild von Schwarzkirsche, Eukalyptus, Brombeere, Teer und Graphit
Am gaumen zuerst etwas Unharmonisch mit nebeneinaderstehendem Tannin und Säure.
Dies bessert sich jedoch zusehends. Speck, Birne und Brombeere
Noch deutlich zu Jung aber sicherlich mit viel Potential. Aktuell (89)

2001 Enrique Mendoza, Peñon de Ifach Reserva, Alicante, Spanien
In der Nase überreife Kirsche, Zwetschgenkompott und Leder
Am Gaumen gut Strukturiert, Schwarze beerenfrucht Minze und Eukalypthus (88)

Abschliessend bleibt zu sagen, daß die Probe wunderbar zeigte was für eine Vielfalt in der Rebsortenzusammenstellung der klassischen Bordeaux-Blends bieten können und das trotz der weltweiten Verbreitung von einer globalisierenden Vereinheitlichung keine Rede sein kann.